Nach der politischen Wiedervereinigung ist auch in Ostdeutschland das jüdische Leben wieder gewachsen. Doch neben Rechtspopulismus, wachsendem Fremdenhass und vermehrten rassistischen Übergriffen gewinnt auch der Antisemitismus aktuell an Fahrt. Es stellt sich die Frage: gibt es ein spezifisches Antisemitismus-Problem in Ostdeutschland, und wenn ja: Wie kann es effizient erfasst und bekämpft werden?

Wie kann konkrete Unterstützung für betroffene jüdische Gemeinden und Einzelpersonen aussehen, und welche Möglichkeiten für eine hilfreiche Bildungs- Präventions- und Interventionsarbeit gibt es? Diese und weitere Fragen behandelte der Workshop “Antisemitismus in Ostdeutschland: Spezifika – Analyse – Handlungsempfehlungen“, den das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), das Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam und die F.C. Flick Stiftung gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Intoleranz am 8. März 2018 durchgeführt haben.

Viele der Teilnehmer stimmten darin überein, dass mangelnde Geschichtskenntnisse, insbesondere in ländlichen Gebieten Ostdeutschlands, wie auch verinnerlichte negative Stereotype aus Zeiten des SED- Regimes heutige Vorurteile und Abneigungen nicht nur gegenüber Israel, sondern auch gegenüber jüdischen Gemeinden und Einzelpersonen spürbar fördern. Hieraus erwächst die dringliche Forderungen die pädagogische Bildung zu verbessern, angefangen bei der Hochschulausbildung der Lehrer bis hin zu begleitenden Programmen gegen aktuellen Antisemitismus an Schulen.

Die Teilnehmer des Workshops betonten die besondere Notwendigkeit einer Stärkung der Rechtsstaatlichkeit, spezifische Fortbildungsangebote für Pädagogen, Sozialarbeiter und Polizisten, die Förderung interkultureller Begegnungen auf breiterer Ebene sowie eine stärkere Unterstützung von zivilgesellschaftlichen Initiativen vor Ort. Sie sprachen sich außerdem für die Berufung von Antisemitismusbeauftragten in allen Bundesländern aus.

Der Workshop soll am 5. Dezember 2023 im Konferenzsaal des Hauses der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte fortgeführt werden. Wir werden Sie an dieser Stelle fortlaufend informieren.

Bilder: Joachim Liebe