Shalom Israel !
Früh morgens standen wir da: 18 Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrer vom Evangelischen Gymnasium Kleinmachnow auf dem Weg nach Tel Aviv auf unsere Studienreise nach Israel.
Aus einem Angebot von drei Reisen haben diese Schüler der 11. Klasse sich Israel ausgewählt, um dort das Land, die Religionen und die Menschen kennenzulernen.
So starteten wir im Norden am See Genezareth, um auf den Spuren von Jesus zu wandeln. In der Brotvermehrungskirche in Tabgha konnten wir einen Gottesdienst mit Benediktinermönchen verfolgen. Wir bestaunten das bekannte Mosaik der Fische und der Brote. Passend hierzu haben wir uns in dieser Unterkunft direkt am See auch selbst verpflegt. Fazit einer Teilnehmerin: “Nicht ganz so luxuriös wie sonst auf der Reise, aber sehr lecker !” Anschließend liefen wir noch am See entlang bis nach Kapernaum, der alten Stadt aus Jesus Zeiten. Hier kam der erste von insgesamt 12 Vorträgen der Schüler zur Geltung. Sie hatten sich nämlich intensiv thematisch auf diese Reise mit Referaten vorbereitet und konnten diese dann live vor Ort präsentieren.
In den nächsten Tagen wanderten wir im grünen Galiläa durch ein Wadi (Flußbett), besuchten den Kibbuz Deganya und sahen, wie wichtig die Wasserversorgung für dieses Land ist.
Die Ruhe und die Landschaft haben einen besonderen Eindruck hinterlassen. Wenn man nach einem Ausflug von den Bergen wieder auf den See blickt, hat man den Eindruck:”Ja, so und hier könnte das mit Jesus gewesen sein.” Nicht umsonst hat ein Mönch unseres Klosters den Ausdruck geprägt vom „5. Evangelium“, welches man hier in der Landschaft findet.
Nun ging es weiter am Jordan entlang ans Tote Meer. Während der Busfahrt klärten uns Schüler über die Siedlungspolitik Israels auf, die man hautnah mitbekommt: kleine Dörfer entlang der Straße gibt es hier, die von Zäunen und Wachtürmen bewacht werden und in denen Israelis wohnen von einer Mauer eingezäunt. Kann man hier glücklich leben ?
Am Toten Meer sind wir natürlich baden gegangen, wobei man von baden nicht reden kann. Schweben und Hundepaddeln ist wohl der bessere Ausdruck. Der Sonnenaufgang auf der Festung von Massada hat viele enttäuscht. Wir sind dazu extra um 4 Uhr aufgestanden, sind den Weg eine Stunde hochgelaufen und dann war der Sonnenaufgang… naja, einfach normal. Schönere gibt es sicherlich auch auf Rügen, in den Alpen oder zu Hause. Aber hier gibt es noch die Geschichte der Zeloten, die sich bis zuletzt gegen die römische Übermacht verteidigt haben und am Ende alle Selbstmord begangen haben, um nicht in die Sklaverei der Römer zu gelangen. Oben haben wir eine jüdische Bar-mizwa Feier mitbekommen mit fröhlicher Musik, einer großen Feier und vielen Kipas. “So fröhlich sind unseren Konfirmationen nicht”, sagte eine Teilnehmerin.
Und schließlich stürzten wir uns in Jerusalem in den orientalischen Alltag mit Verkehrschaos, Lärm, schreien Händlern und vielen religiösen Eindrücken. In der Altstadt haben unsere Schüler eine Stadtralley organisiert, die selbst unseren offiziellen Guide überzeugte, weil sie Zuhörer mitnahm und mit einbezog. Ob nun an der Grabeskirche, der Via Dolorosa oder im Garten Gethsemane eigene religiöse Eindrücke bleiben, muss jeder selbst entscheiden. Die Klagemauer jedenfalls brachte bei vielen Teilnehmer bleibende Emotionen hervor. “Hier beten so viel Menschen einzeln, aber trotzdem sind sie in einer großen Gemeinschaft. Das fasziniert mich”, sagt eine Teilnehmerin im Anschluss.
In der langen Führung in der Holocaust Gedenkstätte in YadVashem haben wir viele Einzelschicksale von Menschen aufgezeigt bekommen. Die unglaubliche Zahl von 5 Millionen ermordeter Juden lässt sich nur schwer erfassen, wenn aber Erna Z. aus Krakau mit ihrem Schicksal und ihrer Geschichte gezeigt wird, dann kann man mitfühlen und auch Tränen vergießen.
Der letzte Höhepunkt führte uns nach BetJala in der Westbank an die christlich arabische Schule „Talitha Kumi“. Hier war die Begegnung mit den Schülern erst zaghaft, aber es Ende spielten wir Basketball und tauschten unsre Kontaktdaten aus. Offen und ehrlich erzählten sie uns von ihrem Alltag, ihren Wünschen und Zielen und auch von ihrem gelebten Glauben und Ängsten. Sie machen in einem Jahr ein deutsches Abitur, um dann in Europa zu studieren und schließlich wieder in ihr Land zurückzukehren. Am meisten überraschte, dass sie keinen Kontakt zu israelischen Jugendlichen haben. Viele europäische Gruppen kommen hierher und sie waren auch fast alle schon einmal in Europa, aber einen Kontakt zum direkten Nachbarnim eigenen Land haben sie nicht. Wie auch ? Das ist nicht vorgesehen, es gibt keine Projekte, Reisen oder gemeinsame Ausflüge. Wie kann dann hier eine gute nachbarschaftliche Beziehung entstehen ?
Die guten Deutschkenntnisse überraschte viele unsrer Schüler, lernen sie doch erst ab der 5. Klasse Deutsch und machen nun auf Deutsch ihr Abitur !
Und so standen wir nach 8 Tagen wieder auf dem Flughafen Tegel und waren um zahlreiche Erfahrungen und Erlebnisse reicher. Viele Fragen konnten geklärt werden, einige Eindrücke verwirrten und Vieles muss sich erst noch setzen. Auf jeden Fall eine lohnenswerte Reise, die alle Teilnehmer gerne nocheinmal machen würden….
Unsere Reise wurde von der Axel Springer Stiftung und der F.C.Flick Stiftung unterstützt. Dafür möchten wir uns ganz herzlich bedanken.
Hajo Tischer & Cathrina Smith