Vom 18. Juli bis zum 1. August 2004 fand im Kaliningrader Gebiet nahe der Stadt Polessk (bis 1945 Labiau) ein Internationales Workcamp mit Beteiligung von Russland, Litauen und Deutschland (Brandenburg) statt. Die BUNDjugend Brandenburg organisierte als deutscher Partner das Jugendcamp.

Nach langer Vorbereitung begann am Sonntagabend, dem 18. Juli 2004, für 14 Jugendliche und zwei russischsprechende Betreuer die 17-stündige Fahrt mit einem Nachtzug direkt von Berlin nach Kaliningrad (ehemals Königsberg). In Russland angekommen, begrüßten uns zwei der Organisatoren am Kaliningrader Bahnhof und halfen, das viel zu umfangreiche Gepäck zu tragen.

Camp

Zuerst wurden die Deutschen und einige Litauer und Russen nach Belomorskoje, dem eigentlichem Veranstaltungsort, gebracht. Am gleichen Tag wurden die mitgebrachten Zelte aufgebaut und bezogen. Außerdem wurden alle Teilnehmer und Gruppenleiter von Igor Maximtschuk, Direktor der Naturschutzstation “Robinson”, und seiner Frau Galina begrüßt. Am traditionellen Lagerfeuer hatten die Mitglieder der internationalen Gruppe die erste Möglichkeit, einander näher kennen zu lernen.

Jede beteiligte Nation stellte an einem Abend am Lagerfeuer mit kreativen Darbietungen, Liedern und Spielen ihre Land vor. Als erstes trat die russische Gruppe als Gastgeber auf. Sie präsentierte die geographische, politische und wirtschaftliche Lage des Landes. Am zweiten Abend spielten wir ein Theaterstück, in dem wir den Mauerfall zeigten. Die Litauer begeisterten uns mit Volksliedern und volkstümlichen Spielen.

Nach den ersten Versuchen, die noch sehr zaghaft waren, wurden die jungen Leute zwischen 13 und 20 Jahren im Laufe der ersten Woche zunehmend lockerer und das Herumtollen auf dem Strohhaufen des Grundstücks entwickelte sich allmählich zur einer ganz besonderen Art der Völkerverständigung.

Projektarbeit

Die eigentliche Arbeit gestaltete sich spontan anders als noch in Deutschland angenommen, denn aus verschiedenen Gründen konnten nicht alle geplanten Aufgaben wie vorgesehen umgesetzt werden. Speziell für die deutschen Teilnehmer war die Art, wie Aufgaben geplant und umgesetzt wurden, eine Herausforderung. Vieles wurde spontaner entschieden oder auch einfach gelassener angegangen. Doch was anfangs von den deutschen Teilnehmern als anstrengend oder unorganisiert angesehen wurde, wurde abschließend auch positiv bewertet. So äußerte eine Teilnehmerin am Ende der Freizeit den Wunsch, dass sie hoffe, ein bisschen von der Gelassenheit nun auch bei Ihren Aktivitäten in Deutschland haben zu können.

Anstelle der geplanten Maßnahmen arbeiteten die Teilnehmer nun verstärkt an der Fotodokumentation. Mit insgesamt drei Digital- und zwei Spiegelreflexkameras wurden mehr als 600 Fotos gemacht, die nach dem Camp von einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Betreuern und Teilnehmern, gesichtet werden, um die besten Fotos für eine Ausstellung auszusuchen.

Zudem wurden während dieser zwei Wochen viele kleinere Arbeiten erledigt. Aufgrund der extremen Feuchtigkeit in unserem Gebiet, aufgrund derer die Sachen (Handtücher etc.) nicht trocknen konnten, wurde gemeinsam von Deutschen, Litauen und Russen ein Trockenraum gebaut, in dem sich auch ein Ofen befand, der täglich angeheizt und befeuert wurde, so dass es in dem Raum beständig warm war. So kam es auch, dass dieser Raum allmählich zu einem allgemeinen Treffpunkt avancierte: Sich einfach einmal hineineinsetzen und aufwärmen… Das beherzigten von Zeit zu Zeit alle Teilnehmer.

Das Grundstück der Naturschutzstation “Robinson” war sehr weit und wild. Das Gras stand hoch, so dass unsere Schuhe schon nach dem Weg zum Küchenzelt aufgeweicht waren. Daraufhin bildete sich eine Initiative von drei bis vier Teilnehmern, die den Umgang mit einer Sense lernte, das Gras mähte und es dann – natürlich in russischer Ruhe – zusammenharkte. Immerhin gab es dann nur noch wenige nasse Schuhe.

Die angestellten russischen Helfer waren auch oft bereit, den Teilnehmern ein paar Arbeiten, wie Holzhacken und -stapeln (für das allabendliche Lagerfeuer) näher zu bringen. Zudem wurden wir am Umbau des Hauses, in dem nach und nach ein Café entsteht, beteiligt, so dass wir auch unmittelbar mitbekamen, was dort eigentlich wie gemacht wird. Dazu gehörte eben auch, die frischgebauten Toilettenwände zu putzen, auf denen sich der Baustaub festgesetzt hatte.

Eine sehr beliebte “Aufgabe” war es, den Direktor Igor beim Einkaufen zu unterstützen. Für eine ca. 30 Mann starke Gruppe müssen alle zwei Tage große Mengen eingekauft werden. Deshalb war Hilfe gern gesehen. Ab und zu fuhr ein Teilnehmer mit Igor nach Kaliningrad, um die Besorgungen gemeinsam zu erledigen.

Dies war eine der Aktivitäten, bei denen die Teilnehmer russischer, litauischer und deutscher Herkunft eng zusammenarbeiteten bzw. an einer Sache wirkten. Die drei Gruppen hätten sicherlich insgesamt noch intensiver zusammenkommen können. Manchmal spalteten sich die Teilnehmer eben doch in die drei Länderfraktionen auf. Trotzdem war die Stimmung untereinander gut und viele russische, deutsche und litauische Teilnehmer fanden natürlich auch den Weg zueinander, sei es beim Einkaufen, beim Arbeiten oder einfach bei den Freizeitaktivitäten oder am Lagerfeuer. Für das nächste Jahr ist erstrebenswert, die jeweiligen Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern noch intensiver zu integrieren, zum Beispiel mit mehr interkulturellen Kennenlernspielen oder anders strukturierten Gruppenaktivitäten und Arbeitseinsätzen.