Am Anreisetag kamen schon am Morgen die ersten Gäste nach Krzy?owa/Kreisau. Beim Abendessen konnten sich die Teilnehmer zum ersten Mal treffen und die ersten Kontakte knüpfen.
Bei einem Treffen am zweiten Tag (15. Juli) wurden alle Workshopleiter vorgestellt und der Ablauf des Künstlerischen Sommers besprochen. Die Anwesenden kamen aus zehn verschiedenen Ländern. Übersetzungen aus dem Polnischen ins Russische, Deutsche und Englische sorgten dafür, dass es für alle verständlich wurde. Nach diesem Treffen ging es dann zum ersten Mal in die Workshops. In zwei Einheiten, morgens und nachmittags, wurde gearbeitet. Es stand offen zwischen verschiedenen Workshops zu wählen: Keramik, Tanz, Theater, Kammermusik, Medien und Skulptur. Die Abende konnten meistens frei gestaltet werden und einige nutzten sie, um weiter an ihren Projekten zu feilen. Es bestand zum Beispiel von 20:00 bis 22:00 Uhr die Möglichkeit, ins Schloss zu kommen und mit dem Streichquartettworkshop zu musizieren. Auch die Zeit in den Pausen wurde manchmal noch den jeweiligen Projekten gewidmet. Während der ganzen Zeit gab es im Vorraum des Essensraumes die Möglichkeit, Glaswände als „free window screen” zu nutzen, wo man ohne Zensur Meinungen und Berichte veröffentlichen konnte.
An einem Tag wurde die künstlerische Arbeit unterbrochen. Am Montag, den 19. Juli, ging es nach Wroc?aw/Breslau. Während des Aufenthalts wurde unter der Führung von Leszek Budrewicz der westliche Teil der Stadt mit der hala ludowa/Jahrhunderthalle, dem stadion olimpijski/Olympiastadion und dem park szczytnicki/Scheitinger Park, sowie das Zentrum mit der ostrów tumski/Dominsel, der Universität und dem Rynek/Ring besichtigt. Danach gab es Freizeit.
An verschiedenen Tagen standen Präsentationen, Veranstaltungen und Vorführungen auf dem Programm. Am dritten Tag (16. Juli) konnten alle den Ort Krzy?owa/Kreisau und seine Geschichte kennen lernen. In verschiedensprachigen Führungen wurden sie über das Gelände geleitet und erfuhren mehr über die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung mit ihrer Gedenkstätte für Widerstand und Opposition in totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts, sowie die Geschichte des Ortes und des Kreisauer Kreises. Am 20. Juli wurde zum Anlass des 60. Jahrestages des Attentats vom 20. Juli ein Konzert im Rahmen der Festspiele Mecklenburg Vorpommern abgehalten. Ein polnisches Quartett spielte in diesem Zusammenhang an Orten von Widerständlern und Oppositionellen, die mit dem Bundesland Verbindungen haben. Die Familie von Moltke stammt aus Parchim in Mecklenburg. Mit der Gruppe kam auch eine Ausstellung über diese Menschen (Albrecht von Bernstorff, Helmuth James von Moltke, Alexis von Roenne, Fritz-Dietlof von der Schulenburg und Ulrich-Wilhelm von Schwerin von Schwanenfeld) nach Kreisau. Hier wurden Stücke von Erwin Schulhoff, Karol Szymanowski, Ludwig van Beethoven und Krzysztof Penderecki aufgeführt.
Am 21. Juli stand allen eine „open stage” zur Verfügung, so dass jeder auf die Bühne kommen und etwas präsentieren konnte. So kam es auch dazu, dass zum Beispiel Teilnehmer der Keramik-Werkstatt oder des Medienworkshops sangen.
Ein besonderes Ereignis war in diesem Jahr der mit dem Künstlerischen Sommer zusammenfallende Besuch von Freya von Moltke, die wegen des 60. Jahrestages des Attentats vom 20. Juli und der Eröffnung der Kreisauer Dauerausstellung im Auswärtigen Amt schon zuvor in Berlin gewesen war. Die Jugendlichen hatten auch die Möglichkeit am Freitag, den 16. Juli, ihr im Ballsaal im Schloss Fragen zu stellen, um aus erster Hand über Kreisau zu erfahren. Abends zuvor hatte es bereits ein gemeinsames Abendessen aller Teilnehmer, der Mitarbeiter der Stiftung und Freya von Moltke auf dem Rasen in der Mitte der Gutsanlage gegeben, das von den Jugendlichen prächtig geschmückt worden war.
Es war auch die Theatergruppe Gruppe „bez kota” („ohne Katze”) aus Warschau anwesend, die einen Workshop veranstaltete und das Programm durch Aufführungen erweiterte: Am Abend des 17. Juli im großen Veranstaltungssaal, wo eine Tanzdarbietung „po próbie”, „nach der Probe”, aufgeführt wurde, und zusammenhängend mit dem Besuch Freya von Moltkes das „Projekt von Moltke” nach dem gemeinsamen Abendessen am 22. Juli im Berghaus. In diesem Stück soll das Berghaus wieder belebt und seine Geschichte erzählt werden. So wurde man zum Beispiel während des Theaterstücks auch eingeladen, ins Berghaus zu kommen und sich mit den Schauspielern an einen Tisch zu setzen und zu essen.
An zwei Tagen konnte man gemeinsam mit Jugendlichen aus der Umgebung an verschiedenen Sportwettkämpfen teilnehmen. Am Morgen des 24. Juli gab es ein Fußballturnier mit vier Mannschaften aus den umliegenden Dörfern und einer Mannschaft vom Künstlerischen Sommer. Vorher hatte es bereits den mittlerweile zum sechsten Mal stattfindenden internationalen Geländelauf gegeben. So kam ein zwangloses Miteinander zwischen den internationalen Gästen und den Dorfjugendlichen zustande, die dann auch zu weiteren Veranstaltungen und Präsentationen eingeladen wurden.
Am Samstag-, Sonntag-, Montag und Dienstagabend (24.-27. Juli) fanden Präsentationen der einzelnen Wokshops statt, die so ihre Arbeiten zeigen konnten und im Gegenzug mit Applaus belohnt wurden. Gäste aus der Gegend waren anwesend und nahmen Teil an den Vorstellungen. Den Anfang machten Präsentationen dreier Stipendiaten, die Grafiken ausstellten. Dominika Ruta aus Polen zeigte Kupferdrucke aber auch Zeichnungen, Majla Zeneli aus Albanien Linol- und Kupferdrucke und Irina Ba³ko aus der Ukraine ebenfalls Drucke, die vor allem von der Architektur der ukrainischen Stadt Lwów beeinflusst sind. Danach führte der Theaterworkshop sein Stück „Gone with the stairs” auf. Die Gruppe hatte das ganze Stück selbst gestaltet, die Musik ausgewählt, die szenische Darstellung vorbereitet, Kostüme entworfen und genäht.
Am Sonntag begannen die Vorstellungen mit einem Konzert des Quartett-Workshops. Bereits am Freitag, den 23. Juli, hatte es eine Kostprobe in der Kirche im Nachbarort Grodziszcze gegeben. Nun traten sie noch einmal auf und boten das Divertimento Nr. 30 in C-Dur von Joseph Haydn, ein Streichquartett in B-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart dar.
Anschließend präsentierte die Skulpturengruppe ihr Werke. Das bearbeitete Material war Holz und die Künstler sollten sich von der traditionellen Kunst Schlesiens inspirieren lassen. Da die Künstler vor allem aus Ostmitteleuropa stammten, flossen auch sehr stark diese Einflüsse in die Kunst mit ein. Die Skulpturen wurden aufgerichtet und auf dem Stiftungsgelände aufgestellt. Den Abschluss dieses Abends bildete die Darstellung des Tanzworkshops auf dem Rasen in der Mitte des Gutsgeländes. Unter dem Motto „Fiesta” zeigte die Gruppe verschiedene Interpretationen zu lateinamerikanisch beeinflusster Musik.
Am Abend des selben Tages stellte auch der Keramik-Workshop seine Arbeiten vor. Er hatte alle seine Werke in einer Technik aus Asien (in China und Korea, später auch in Japan verbreitet) namens „Raku” hergestellt (aus dem Japanischen „Freude”). Es ist eine einfache Technik, da alle dazu benötigten Materialien und Rohstoffe in der Natur zu finden sind.
Der letzte Tag, Dienstag, der 27. Juni, galt als Tag der Stille, der sicherlich auch genutzt wurde um sich auf die am nächsten Tag bevorstehende Reise vorzubereiten, aber auch um all die Eindrücke und Erlebnisse Revue passieren zu lassen, die in den letzten zwei Wochen entstanden waren. Und natürlich war dies auch noch einmal eine Möglichkeit um Adressen auszutauschen.
Am letzten Abend wurden zuerst die Gewinner der Sportwettkämpfe mit Medaillen und Urkunden ausgezeichnet. Danach wurden Kunstpreise verliehen, die allerdings nicht die beste Künstlerin/der beste Künstler bekam, sondern diejenigen, die innerhalb ihrer Workshops vor allem anderen geholfen hatten. Dann präsentierte der Medienworkshop seine Arbeit. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den ganzen künstlerischen Sommer festzuhalten, um diese Ergebnisse allen präsentieren zu können. Für alle war eine Zeitung vorbereitet worden, die man mit nach Hause nehmen konnte und es wurde ein Film über den Ablauf des Sommers in Kreisau gezeigt. Außerdem wurde eine Präsentation für die Internetseite der Stiftung vorbereitet. Der Workshop zeigte noch zwei kleine Filme, die während der Zeit des Künstlerischen Sommers aus Eigeninitiative entstanden waren: Ein kurzer Science-Fiction Streifen und noch einmal Dokumentarisches über den Sommer. Zum Abschluss führte die Gruppe „bez kota” ihr letztes Stück „Manifest Queen” zur Musik der gleichnamigen Band auf.
Stimmen der Teilnehmenden
Nikolaus Jopke: “Wie ich erwartet hatte waren einige unerwartet talentierte Menschen in Kryzyowa. Das Spektrum der Vorstellungen reichte von Tanz bis spiritueller Musik und über Gitarrenmusik bis Tierstimmen.”Kasia Guzowska: “Im Leben kommt es für mich nicht darauf an, was uns trennt, sondern was uns verbindet”
Die Stipendiaten der F.C. Flick Stiftung 2004:
Deutsche Stipendiaten: Julia Berghoff, Mathias Beyer, Judith Mark, Hanne Nacke, Katja Thomas
Litauische Stipendiaten: Indre Bieksaite, Maryte Liutkeviciute, Mindaugas Kibilda, Rafal Pie??iak, Kamile Poliksaite
Polnische Stipendiaten: Sylvia Du?niak , Agnieszka Kap?on, Justyna Kap?on, Kasia Kap?on, Adrian Kiepura, Ela Majewska, Jacek Majewski, Magda Nadbrze?na, David Rewers, Ula Stochmiel
Rumänische Stipendiaten: Alexandrina Carstea, Tereu Darius
Russische Stipendiaten: Tigran Nikogosyan, Anna Mishina
Ukrainische Stipendiaten: Olga Martiniuk, Marta Swe?, Olha Wolosyanska
Weißrussische Stipendiaten: Wiktor Czu?akov, Nataliya Dabravolskaya, Aleksandra Iwanowa, Yaheniya Izitava, Alexandr Usik, Alesia Wasentsava