Das Programm re«member – Jugendliche erinnern an NS-Verbrechen in Brandenburg gibt jungen, aktiven Geschichtsinteressierten die Möglichkeit herausfinden, was während des Nationalsozialismus an und in ihrem Ort geschehen ist.  Hierzu bildet das Zeitwerk die Jugendlichen zu Guides zur NS-Geschichte aus.

Dabei gehen sie auf Spurensuche – wie wird am Ort an den NS erinnert? Gibt es Spuren jüdischen Lebens? Recherche in Archiven gehören genauso zu den Inhalten, wie Besuche von Gedenk- und Erinnerungsorten. Wie die Arbeit schlussendlich präsentiert und künftig am Ort gedacht wird, zum Beispiel als Film, Podcast oder auch Performance, entscheiden die Teilnehmer*innen selbst.

Das Jahr 2024 beginnt mit der Ausbildung neuer Jugendguides. Hier lernen die Teilnehmer*innen in den nächsten Monaten verschiedene Methoden der lokalen Geschichtsarbeit und -vermittlung kennen. Sie wollen wissen, was im NS bei ihnen im Ort passiert ist und wie sie anderen jungen Menschen die NS-Geschichte ihres Ortes zeigen können. Der Start der Ausbildung ist am 2. Februar 2024 in Potsdam. Dabei recherchieren sie zur lokalen NS-Geschichte in Archiven, besuchen Gedenk- und Erinnerungsorte in Brandenburg und entwickeln ihre eigenen Rundgänge und Erinnerungsaktionen vor Ort. Zudem lernen sie die Prinzipien der Kinder- und Jugendarbeit kennen und wie sie später Jugendgruppen selbst anleiten können.

Noch wissen die Jugendlichen nicht genau, was auf sie zukommt, sind aber gespannt auf die nächsten Monate, in denen weitere Workshops und Exkursionen geplant sind, aber vor allem darauf, vor Ort auf Spurensuche zu gehen. Mit historischer Expertise stehen ihnen dabei auch Mariana Aegerter und Angi Meyer von den pädagogischen Diensten der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zur Seite.Ein Teil der Jugendlichen hat bereits projektbegleitende Erwachsene vor Ort, die sie als Unterstützer*innen, Türöffner*innen oder mit lokalem zeitgeschichtlichem Wissen unterstützen.

Das Jahr 2023 startete im Januar mit dem Ausbildungsbeginn von 6 Jugendguides. Ihre regionalen Schwerpunkte liegen in Falkensee, Woltersdorf, Großbeeren und Potsdam. Die Ausbildung wird voraussichtlich im Juli abgeschlossen sein. Zeitgleich haben zwei Spurensuche Gruppen  ihre Arbeit aufgenommen. Das ist zum einen das Team Fuchsbauch aus Fürstenwalde, welches mit „neuen“ Jugendlichen weiter die NS-Geschichte Fürstenwaldes und die des sogenannten Fuchsbau-Bunkers erforschen möchte. Bei der anderen Gruppe handelt es sich um die Naturfreundejugend in Kooperation mit dem Landesverband der Naturfreunde Brandenburg. Diese forschen zur Geschichte des 1933 verbotenen Vereins und im speziellen zu den Vereinshäusern, von denen eines sogar als frühes Konzentrationslager genutzt wurde.

Das Projekt ist auf 3 Jahre angelegt. Im Jahr 2022 wurde das Projekt ausgelobt, Schulen und Interessierte konnten sich bewerben – und an zwei Orten konnten erste Aktionen durchgeführt werden. In Fürstenwalde entstand ein 6 km langer Action-Bound-Rundgang: vom Standort der Küche des ehemaligen KZ-Außenlagers Bad Sarrow zur nahgelegenen Bunkeranlage Fuchsbau. Diese Anlage wurde von KZ-Häftlingen errichtet, diente bis 1945 als Nachrichtenzentrale der Waffen-SS und nach Umbauten bis 1989 als Führungsstelle der NVA-Luftverteidigung sowie als Fernmeldeknoten der Post.

In Lychen startete der Rundgang bei der ehemaligen Lungenheilanstalt Hohenlychen, deren Leitung 1935 von Karl Gebhardt übernommen wurde, der u.a. im KZ Ravensbrück medizinische Experimente an KZ-Häftlingen durchführte. Der Weg führte die Teilnehmer*innen weiter über das Verwaltungs- und Promi-Gästehaus der NSDAP, zum jüdischen Friedhof und schließlich zum Standort des ehemaligen, nach dem Gründer Siegmund Chors benannten Kinderheim Chorsstift. Chors wurde von den Nazis die Ehrenbürgerwürde aberkannt. Erst auf Initiative seiner Großnichte erhielt er diese 2013 zurück.

“re«member” ist aus dem Projekte “überLAGERt” hervorgegangen, welches evenfalls vom Landesjugendrings Brandenburg durchgeführt wurde. Hier forschten Jugendliche zur Geschichte ehemaliger KZ-Außenlager in Brandenburg. Gemeinsam erstellten sie eine interaktive Karte und machten so Geschichte im Netz greifbar. Eine vielzahl unterschiedlicher Aktionen wurden gestertet, an denen jede*r  mitmachen und selber etwas beitragen konnte. So zum Beispiel rief der Träger dazu auf Bilder von ehemaligen KZ-Außenlagern in der eigenen Umgebung zu machen und diese auf Instagram zu posten. Die so entstandenen Bilder wurden zur Illustration der interaktiven Karte genutzt. Für seine herausragende Arbeit ist das Projekt 2017 mit Waltraud-Netzer-Jugendpreis und 2018 mit dem Franz-Bobzien-Preis ausgezeichnet worden.

Eine Ausführliche Dokumentation zum Projekt “überLAGERt” finden Sie hier

Bilder: Landesjugendring Brandenburg e.V.