Insgesamt 26 Schülerinnen und Schüler aus dem brandenburgischen Fürstenwalde und der ostpolnischen Stadt Lublin sind an diesem deutsch-polnischen Jugendaustauschprojekt beteiligt, dessen erster Teil im Januar 2004 in Lublin stattfand.

Ausgangspunkt: Die Gedenkstätte Majdanek

Der Hauptaugenmerk unseres Besuches in Lublin lag auf dem ehemaligen Konzentrationslager Majdanek. An mehreren Tagen erarbeiteten wir in gemischten deutsch-polnischen Gruppen verschiedenste Aspekte dieses dunklen Kapitels der deutschen Vernichtungspolitik in der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Die Ausstellungstafeln und -vitrinen in der Gedenkstätte, vor allem jedoch das Archiv mit zahlreichen originalen Dokumenten bieten ein reichhaltiges Material, mit dem wir uns, gut betreut von den dortigen Mitarbeitern, intensiv auseinandersetzen konnten. Die Ergebnisse unserer Arbeit stellten wir uns gegenseitig in den noch erhaltenen Baracken des ehemaligen Lagers vor. Die eisigen Temperaturen an diesen Januartagen ließen es uns dabei unvorstellbar erscheinen, wie die damals spärlich bekleideten Häftlinge länger als auch nur wenige Tage überleben konnten!

Dass wir in gemischten Gruppen arbeiteten, förderte von vornherein den Austausch unter uns Jugendlichen. Dank der guten Deutschkenntnisse der polnischen Schüler kamen sehr bald Gespräche in Gang, die weit über die Beschäftigung mit der Geschichte hinausgingen. Trotz der klirrenden Kälte dieser Tage war so das „Eis” zwischen Deutschen und Polen schnell gebrochen.

Deutsche und polnische Jugendliche lernen sich kennen

Auch die Gegenwart sollte bei unserem Besuch nicht zu kurz kommen. Die Polen zeigten uns die historisch sehr interessante Stadt, darunter die vielen faszinierenden Kirchen, die komplett restaurierte Altstadt und die Spuren ehemaligen jüdischen Lebens in Lublin.

Am Abend gaben sich unsere Gastgeber alle Mühe, uns den Lebensstil junger Polen zu zeigen. Unser zufriedener Eindruck: Das Leben deutscher und polnischer Jugendlicher gleicht sich viel weitgehender, als manche von uns gedacht hätten. Im Laufe der Abende entwickelten sich viele weitere interessante Gespräche, sei es über Politik und Geschichte, sei es über Religion und Kirche, unser Lebensgefühl oder die Zukunft der Europäischen Union. Die vielen Diskussionen und Meinungen haben unsere gemeinsame Gruppe belebt, echte Freundschaften sind entstanden. Auf beiden Seiten gab es Veränderungen im Denken gegenüber der anderen Nation. Man kann mit Recht behaupten, dass diese Veränderungen allesamt einen positiven Charakter hatten. Die Kontakte zwischen uns sind seitdem nicht abgerissen.

Wiedersehen in Berlin

Im kommenden Jahr ist ein Wiedersehen geplant. Dieses Treffen wird in Berlin stattfinden, das mit seinen zahlreichen Gedenkstätten und dem Jüdischen Museum viele Gelegenheiten bietet, die gemeinsame Beschäftigung mit den Geschehnissen während des Zweiten Weltkrieges fortzusetzen.

Dann werden wir an der Reihe sein, unseren polnischen Freunden ein ähnlich unvergessliches Erlebnis, wie wir es in Lublin hatten, zu bereiten, denn die Gastfreundschaft der Polen hat uns wirklich sehr imponiert.