„Wir hatten das große Glück, zwei Überlebende des Holocaust kennenzulernen. Horst Prentki und Gisela Jacobius kamen zu uns in die Klasse. Sie erzählten uns etwas über ihre Vergangenheit, und da Herr Prentki Musiker von Beruf war, wurde das mit viel Musik untermalt.

Dies war sehr interessant. Er spielte sogar in einer Militärkapelle in Uruguay. Herr Prentki fing an zu erzählen über die Zeit von 1933 bis 1940. Er wurde 1922 in Berlin geboren und wurde mit 16 Jahren Soloklarinettist im Sinfonie-Orchester des Jüdischen Kulturbundes in Berlin. Dort lernte er in einer Konzertpause auch Frau Jacobius kennen.

Frau Jacobius, geboren 1923, beendete die Schule und lernte den Beruf einer Schneiderin. 1993 wurde der jüdischen Bevölkerung klar, dass ein normales Leben in Deutschland nicht mehr möglich war. Herr Prentki flüchtete nach Montevideo in Uruguay.

Ab 1939 mussten alle Juden einen Davidstern in der Öffentlichkeit tragen. Im Oktober 1941 wurde den Juden die Auswanderung verboten. In dieser Zeit blieb Frau Jacobius in Berlin. Sie verschwand dann in den Untergrund. Ihre Mutter, ihr Vater und sie waren alle getrennt, damit keiner, wenn er mal festgenommen wurde, den Standort der anderen verraten konnte. Einmal wollte ein Pfarrer der Schwedischen Gemeinde ihr helfen, aber er kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.

Herr Prentki heiratete in Südamerika und wollte erst nicht nach Deutschland zurück, weil wer einmal raus geschmissen wird, kommt nicht gern zurück. 1991 kam Herr Prentki erstmals wieder nach Berlin zurück. Dort fand er seine Jugendliebe wieder. Frau Jacobius und Herr Prentki sind heute noch sehr gute Freunde.“

Paul-Schmidt-Oberschule Berlin