Das Internet gehört in Bezug auf politisch-gesellschaftliche Themen zu den von Jugendlichen bevorzugten Informationsquellen. Zugleich ist das Netz ein zentraler Artikulations- und Resonanzort von Antisemitismus. Umso wichtiger ist es, dass junge Menschen online auf jugendgerechte Angebote zur Aufklärung über dieses gesellschaftlich tief verankerte Ressentiment stoßen.
Dazu will das Projekt „Bildung in Widerspruch – Online gegen Antisemitismus“ mit der Entwicklung eines Webangebots beitragen, das sich an Jugendliche ab 14 Jahren richtet. Der virtuelle Lern- und Informationsort soll mit multimedialen Inhalten und interaktiven Tools abwechslungsreiche Möglichkeiten für eine eigenständige Auseinandersetzung mit aktuellem Antisemitismus bieten. Um der verbreiteten klischeehaften Wahrnehmung von Juden:Jüdinnen entgegenzuwirken, werden zudem selbstbestimmte jüdische Perspektiven aufgezeigt und jüdische Identitäten in ihrer Vielfalt sichtbar gemacht.
Die jugendliche Zielgruppe, aber auch junge Juden:Jüdinnen werden in die mehrjährige Konzeption und Umsetzung immer wieder eingebunden. So wirkten bereits im ersten Projektjahr 2020 rund 400 jugendliche und über 170 jüdische Teilnehmende an Onlinebefragungen mit, deren Ergebnisse unter dem Titel „Mehrfachnennungen möglich. Umfragen zu jugendlichen, pädagogischen und jüdischen Perspektiven auf Antisemitismus und Bildungsarbeit“ publiziert wurden.
2021 konnte mit Unterstützung der F.C. Flick Stiftung ein erster Kreativ-Workshop mit jüdischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz stattfinden. Zwei Tage lang beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Fragen nach der Darstellbarkeit jüdischer Identität und der Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland. Aus ihren Ideen entwickelten und produzierten sie eigene kurze Filmclips, die als Anregung in die weitere Konzeption des Webangebots einfließen.