Hintergrund der Jugendlichen/Schule

Die Schülerinnen und Schüler der Heinz Brandt Oberschule in Weißensee kommen größtenteils aus sozialbenachteiligten Familien. Sie bedürfen teilweise einer sonder-pädagogischen Förderung oder sind sogar schulmüde, was bedeutet, dass sie die Schule überhaupt nur an zwei Tagen in der Woche besuchen und den Rest der Zeit arbeiten. Schüler mit Migrationshintergrund sind eine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund bekommen die Wenigsten die Chance über den Tellerrand zu schauen. Die Jugendlichen sind sehr Kiez-gebunden, sie fahren selten in den Großraum Berlins hinaus. Es herrschen Armut (zwei Drittel leben von Harzt IV), Intoleranz und Antisemitismus. Kaum einer kann gute Schulnoten vorweisen oder spricht eine Fremdsprache. Von zu Hause erfahren die Wenigsten Unterstützung oder Interesse. So ist nicht verwunderlich, dass der Jüdische Friedhof kaum bekannt ist.

Jüdischer Friedhof

Dabei ist er unglaublich interessant. Als einer der größten seiner Art in Europa um-fasst er die Gräber von etwa 115,000 Juden auf einer Fläche von 40h. Der Friedhof wird durch ein umfangreiches Wegesystem in Rechtecke, Dreiecke und Trapeze unterteilt. Weiden, Pappeln, Linden, Eichen und Hasel umgeben sowohl die Armensteine, die fast vollständig von Efeu bewachsen sind, als auch die monumen-talen, fast tempelartig anmutenden Grabstätten, beispielsweise die von Walter Gropius gestaltete kubistische Grabstätte für Albert Mendel oder das Grab der Familie Panowsky, welches Ludwig Hoffmann schuf.

Die Gräber von bedeutenden Berliner Persönlichkeiten, wie beispielsweise dem Verleger Dr. Rudolf Mosse oder dem Weinhändler und Namensgeber der Hotelkette Berthold Kempinski, aber auch Gedenkstätten für die Opfer des Ersten und des Zweiten Weltkrieges.

Projektablauf

Für das Projekt sollen sich die teilnehmenden Jugendlichen der 9. Klasse mit Berlin aus dem touristischen Blickwinkel beschäftigen. Sie werden sich mit den touristischen Attraktionen ihres Kiezes auseinander setzen und sollen dabei auf den jüdischen Friedhof stoßen. Dabei werden sie Interviews führen und unterschiedliche Texte anfertigen. Am Ende erstellen und organisieren sie dann Führungen über den Friedhof – auf deutsch und auf englisch.

Durch dieses Projekt werden die Jugendlichen nicht nur mit der jüdischen Geschichte Berlins, der Zeit des Nationalsozialismus und ihren eigenen Vorurteilen gegenüber Fremden und Fremdem konfrontiert, sie werden auch in ihrer sprachlichen und vor allem gesellschaftlichen Kompetenz geschult und unterstützt. Ihr Selbstbewusstsein, das aufgrund ihres Hintergrundes häufig arg geschwächt ist, wird aufgebaut.

Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und ist in seinem Konzept angelehnt an Projekte des Freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe FiPP e. V.