8. Begegnungswoche zwischen Rügener Jugendlichen und ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern in Sassnitz

Vom 16. bis 20. Mai 2011 verbrachte eine Gruppe von vier ehemaligen polnischen Zwangsarbeitern und acht Schülern des Staatlichen Berufsförderwerks Stettin die diesjährigen Begegnungswoche des Dokumentationszentrums Prora auf die Insel Rügen kommen.

15 Schüler der 9. Klasse der Sassnitzer Förderschule „Am Meer“ befragten zusammen mit den polnischen Schülern die Zeitzeugen zu ihren Biografien und besuchten mit ihnen ihre ehemaligen Arbeitsorte auf Rügen.

Ein Vorbereitungsworkshop mit den deutschen und den polnischen Jugendlichen im Vorfeld der Begegnungswoche hatte die Jugendlichen in das Thema Zwangsarbeit während der nationalsozialistischen Zeit eingeführt und mit Interviewtechniken vertraut gemacht.

Zdzislaw Zawadka wurde 1944 im Alter von 16 Jahren mit einem Viehwaggon von Warschau nach Sassnitz transportiert, wo er unter anderem im Kreidewerk arbeiten musste.

Ryszard Mierzwinski kam 1940 noch als Baby mit seinen Eltern nach Rügen, wo er auf Gut Rosengarten bei Garz Zwangsarbeit leisten musste. 1941 wurde dort seine Schwester Krystyna Lutkowska geboren. Sie war bereits 2000 auf Rügen, um sich eine Geburtsurkunde ausstellen zu lassen. Nun kehrt sie noch einmal mit ihrem Bruder an den Ort ihrer frühsten Kindheit zurück, wo es ihrer Familie nach eigener Aussage „gut ergangen ist“. Der vierte Gast, Boleslaw Maraszek, besuchte bereits zum dritten Mal die Begegnungswoche des Dokumentationszentrums Prora in Sassnitz, die 2011 zum achten Mal stattfand.

Die deutschen und polnischen Jugendlichen arbeiteten in gemischten Gruppen in zwei Projekten. Die Medienpädagoginnen Sabine Münch vom Medientrecker der Landesmedienanstalt Mecklenburg-Vorpommern und Manuela Morlok vom STIC-er Theater Stralsund unterstützen die Schüler dabei.

Zudem gab es einen Theaterworkshop für deutsche und polnische Jugendliche. Ziel war es hier nicht erster Linie, bestimmte Theatertechniken zu vermitteln, sondern vielmehr standen neben Rhythmus, Koordination und Beweglichkeit die Phantasie und die natürliche Bewegungsfreude im Vordergrund. Improvisationstheater bedeutet, sich auf etwas völlig Neues einzulassen. Die Arbeit mit den Jugendlichen geht vom Statuentheater aus. Durch Improvisationen, die in erster Linie non-verbal sind, wollten wir mit Bildern eine Geschichte zum Thema „Anders sein“ entwickeln. Durch das gemeinsame Spiel in der Gruppe gehen die Jugendlichen anders aufeinander zu, sie begegnen sich auf einer Ebene, die sprachlichen Barrieren überwindet.

Die andere Gruppe produzierte aus den Interviews mit den ehemaligen Zwangsarbeitern ein Hörspiel, das dann vom NDR gesendet werden wird und auch hinterher über das Internet abgerufen werden kann.

Am Donnerstag, den 19. Mai 2011, um 10:00 Uhr fand im Rathaus der Stadt Sassnitz ein Empfang durch den Bürgermeister der Stadt Sassnitz, Dieter Holtz, mit einer anschließenden Podiumsdiskussion statt.

Die polnischen und deutschen Schüler befragten die Gäste und dokumentierten die Veranstaltung auf Video.

Die polnischen Gäste trugen sich im Anschluss an den Empfang  in das Goldene Buch der Stadt ein.

Zum Abschluss der Woche stellten die Schüler den polnischen Gästen ihre Projekte vor.