Das Jahr 2022 war geprägt durch eine Vielzahl globaler Krisen. Dazu gehörten die nunmehr drei Jahre anhaltenden Corona-Pandemie oder der Krieg in der Ukraine, mitsamt der daraus resultierenden Inflation und Energiekrise. Die Konsequenzen des russischen Angriffskriegs wurden hierzulande schnell offensichtlich. Das zeigte sich auch, wie so oft, auf den Straßen des Landes.

Das JFDA begleitete 2022 eine Vielzahl von Protestereignissen unterschiedlicher politischer Spektren. Immer wiederkehrende Demonstrationen wurden durch Proteste ergänzt, die sich neuen Dynamiken und Entwicklungen wie etwa dem Krieg widmeten. Am 27. Februar versammelten sich mehr als 100.000 Demonstrant*innen in Berlin und solidarisierten sich mit den Menschen in der Ukraine. Doch nicht alle zeigten Mitgefühl.

Kaum überraschend war, dass Akteur*innen des verschwörungsideologischen Spektrums die Vorgänge schnell in ihr gefestigtes Weltbild integrierten. Die anfängliche Annahme, bei dem Krieg handele es sich um ein Manöver, das von der zwar viel diskutierten, letztlich aber nicht eingeführten Impfpflicht ablenken solle, hatte nicht lange Bestand. Russische Desinformationskampagnen zeigten deutlich ihre Wirkung.

Während sich die im Fokus stehenden Themen der Proteste in diesem Zuge wandelten, blieben die adressierten Feindbilder zumeist dieselben. Immer deutlicher wurde eine antiamerikanische Weltanschauung, die oftmals auch antisemitisch konnotiert ist. Bedenken bzgl. neuer Massenproteste im Herbst und Winter bewahrheiteten sich allerdings weitestgehend nicht. Eine Entwarnung bzgl. der verschwörungsideologischen Protestbewegung käme dennoch zu früh, denn neue Themen wie etwa der Klimawandel rücken zunehmend in den Fokus.

Rechtsextreme Mobilisierung blieb zumeist hinter den Erwartungen der Verantwortlichen zurück. Eine Demo-Tour der 2021 gegründeten Neonazipartei „Neue Stärke“ floppte. Die menschenverachtende Ideologie und der tiefgreifende Antisemitismus der Beteiligten zeigte sich dennoch immer wieder. Deutlich wurde das unter anderem bei dem jährlich stattfindenden Trauermarsch anlässlich der Bombardierung Dresdens durch die Alliierten am 13. Februar oder bei einem Aufmarsch in Demmin am 8. Mai.

Wie auch in vergangenen Jahren kam es 2022 zu aggressiven und antisemitischen israelfeindlichen Protesten in Deutschland. Glorifizierung von Terroristen, Israelhass und Angriffe auf Pressevertreter*innen: Insbesondere in Berlin waren im April und Mai zahlreiche dieser Vorfälle zu beobachten. Trotz dessen ist von Berührungsängsten linker Gruppen gegenüber dieser Akteur*innen häufig keine Spur. Exemplarisch zeigte sich das am 1. Mai in Berlin.