Die Cellosuiten von Bach trafen auf afghanische Liebeslieder, junge Geflüchtete auf Leipziger Senioren, das Gewandhaus auf Soziokultur. Was auf den ersten Blick wenig gemeinsam hat, fand im Rahmen des Projektes „Der weiße Fleck – über das Eigene und das Fremde“ zueinander.

Von August bis Oktober 2016 kamen über 90 in Leipzig lebende Menschen verschiedener Herkunft und Generationen zusammen, um sich mit der eigenen Identität und dem vermeintlich Fremden künstlerisch auseinanderzusetzen. Verbindendes Element waren dabei die Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach.

In einer achtwöchigen Workshopphase entstanden Theater- und Tanzszenen sowie Kunstobjekte, die dann zu einer Gesamtperformance zusammengesetzt wurden. Das Ergebnis wurde in zwei Abschlusspräsentationen im Oktober 2016 der Öffentlichkeit präsentiert.

Die Begegnung mit fremden Menschen und das sich Einlassen auf etwas Unbekanntes ist für viele Menschen eine große Herausforderung, insbesondere, wenn sie aus völlig unterschiedlichen Lebenswelten stammen. Während der gemeinsamen Probenwoche gelang es jedoch den Projektteilnehmenden nach anfänglicher Zurückhaltung aufeinander zuzugehen und trotz Sprachbarrieren in regen Austausch zu treten. Das alltägliche sportliche Morgenritual, das konzentrierte Hinarbeiten auf die Abschlussaufführungen und die gemeinsamen Mahlzeiten stärkten von Tag zu Tag den Gruppenzusammenhalt.

Gleichzeitig gelang es, mit dem öffentlichen Probencamp mitten im Herzen der Stadt Leipzig das Thema Unterschiedlichkeit und Toleranz ins Zentrum der öffentlichen Aufmerksamkeit zu holen und interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen.