davidsarnow_noahkliegerNoah Klieger hat Auschwitz erlebt. Noah Klieger hat Auschwitz überlebt. Seine Eindrücke und Empfindungen in dieser schier hoffnungslosen Zeit hat er in seinem Buche “Zwölf Brötchen zum Frühstück” für die nachrückenden Generationen festgehalten. Viele israelische und französische Schüler sind ihm bereits begegnet und konnten Ihre Fragen an Ihn richten. Auf Einladung der F.C. Flick Stiftung kam Noah Klieger für eine Zeitzeugenlesereise nun auch nach Deutschland. Im Juni sprach er mit SchülerInnen aus Brandenburg und Sachsen/Anhalt über die erlebte Vergangenheit und deren gegenwärtige Wahrnehmung.

Geschichtlich und politisch als besonders wertvoll eingestufte Zeitzeugenbegegnungen wie diese werden aufgrund des sich unaufhaltsam schließenden historischen Zeitfensters für die nunmehr schon dritte Nachkriegsgeneration noch bedeutender und wichtiger. Deswegen unterstützt und fördert die Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung dieses Zeitzeugenprojekt.

Geboren wurde Noah Klieger 1926 in Strassburg, seine Muttersprache ist Französisch. Während des Zweiten Weltkrieges schloss er sich schon als Fünzehnjähriger einer jüdischen Untergrundorganisation an, die in Verbindung mit der französischen Résistance um die 300 jüdische Kinder und Jugendliche aus dem von den Deutschen besetzten Belgien in die Schweiz schmuggelte. 1942 wurde er gefangen genommen und in mehreren Konzentrationslagern, zeitweise auch in Auschwitz, als Zwangsarbeiter festgehalten. Die eingravierte Häftlingsnummer an seinem linken Oberarm legt davon erschreckendes Zeugnis ab.

Klieger wurde als Häftling von Soldaten der Roten Armee befreit. 1947 gehörte er zu jenen rund 4500 jüdischen Überlebenden, die auf einem von der zionistischen Untergrundorganisation Haganah gekauften amerikanischen Schiff, der «President Warfield», von Frankreich nach Palästina gelangen wollten. Berühmt geworden ist die dramatische Geschichte dieses Schiffes, das die Passagiere in «Exodus» umtauften, durch den gleichnamigen Roman des amerikanischen Autors Leon Uris und dessen Hollywood-Verfilmung 1960 durch Otto Preminger.

Roman und Realität sind in der «Exodus»-Geschichte allerdings nicht deckungsgleich. Noah Klieger war auf der wirklichen «Exodus» mit dabei und erlebte, wie die Briten – um eine jüdische Masseneinwanderung nach Palästina wegen des gleichzeitigen Konflikts mit den Arabern zu verhindern – das Schiff vor Tel Aviv aufbrachten und die 4500 Passagiere auf drei eigenen Schiffen zurück nach Europa spedierten. Dort wurden sie für einige Monate in einem britischen Lager bei Hamburg interniert. Zusammen mit zahlreichen Schicksalsgenossen schlug sich Klieger, inzwischen gerade 21-jährig, auf wiederum abenteuerlichen Wegen doch nach Palästina durch. Er beteiligte sich 1948 am Unabhängigkeitskampf des soeben ausgerufenen israelischen Staates gegen arabische Truppen.

Seine Karriere als Journalist begann er in Israel als Sportberichterstatter. Die wichtigste Informationsquelle für diesen Job war für ihn damals die Sportzeitung «L”Equipe», die ihm sein Vater aus Frankreich zuschickte.