Halberstädter Jugendliche und Jugendliche, die als Flüchtlinge in die Stadt gekommen sind, richteten eine Woche mit dem Pressefotografen Mark Simon den Blick mit der Kamera auf ihre unterschiedlichen Lebenswelten. Erste Fotos der Workshopteilnehmer dienten als Grundlage, um unter der Anleitung von Mark Simon zu erarbeiten, dass ein Foto Inhalte vermittelt und diese durch ihre fotografische Gestaltung Ausdruck finden. Schritt für Schritt lernten die Jugendlichen, Inhalte zu formulieren und zu präzisieren. Zunehmend waren sie in der Lage, ihre Ideen mit der Kamera zu fokussieren.
Die Halberstädter Jugendlichen waren eine recht homogene Gruppe, wohingegen die Flüchtlinge unterschiedlicher Herkunft waren und ihre aktuellen Lebenssituationen in Halberstadt auch verschieden waren (Kurden aus dem Irak, Jüdische Kontingentflüchtlinge aus den GUS-Staaten, Roma aus Ungarn). Trotzdem gelang es in der Woche, die Jugendlichen sukzessive miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Halberstädter Jugendlichen lernten, auf sprachliche Probleme Rücksicht zu nehmen und die Flüchtlinge erlebten die Notwendigkeit, Deutsch zu lernen, um erfolgreich kommunizieren zu können.
Eine interessante Erfahrung aus der Begleitung des Workshops ist die Feststellung, dass die Flüchtlinge von Beginn an einen präziseren Blick auf Halberstadt hatten. Die Halberstädter Jugendlichen zeigten anfangs eine diffuse Wahrnehmung des städtischen Lebens und richteten ihr Interesse auf ihnen bekannte Personen. Die Flüchtlinge hingegen waren gleich zielgerichtet. Ihre Objekte des Interesses waren gleichermaßen Autos wie Häuser und Gärten. Interessant war die Wahrnehmung eines Roma aus Ungarn, der gerade erst in der ZAST (Zentralen Asylbewerberstelle) in Halberstadt angekommen war: Er dokumentierte die Busfahrt vom Stadtzentrum zur ZAST, wo die Asylbewerber außerhalb, völlig abgeschnitten von der Stadt in ehemaligen Kasernen des Grenzschutzes isoliert untergebracht sind.
Die Einwegkameras wurden von Fuji-Film Hamburg für das Projekt zur Verfügung gestellt.