Die Wanderausstellung der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, die gemeinsam mit der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg und dem Song Hong e.V. realisiert wurde, stellt die Situation der Vietnamesen in der DDR, die in den volkseigenen Betrieben arbeiteten und meist in Wohnheimen lebten, an konkreten Beispielen dar. Ausschnitte aus Interviews mit ehemaligen Vertragsarbeitern werden durch Dokumente und persönliche Erinnerungsstücke ergänzt. Fotografien, Arbeitsverträge, Ausschnitte aus Stasi-Akten und Zeitungsartikel wurden aus den unterschiedlichsten Quellen zusammen getragen und zeichnen ein differenziertes Bild dieses bis heute weitgehend unbekannten Kapitels jüngerer Geschichte.
Seit Ende der 1970er-Jahre war die DDR dringend auf Arbeitskräfte angewiesen. Sie bot jungen Menschen aus Mosambik, Angola, Kuba, Polen und Vietnam an, sich in der DDR als Facharbeiter zu qualifizieren, um anschließend für mehrere Jahre als preiswerte Arbeitskraft der maroden Planwirtschaft zur Verfügung zu stehen. In großer Zahl folgten auch junge Vietnamesen diesem Ruf. Wer im kriegszerstörten Vietnam die Zusage für Ausbildung und Arbeitsplatz in der DDR erhielt, fühlte sich ausgezeichnet und privilegiert.
Bis 1989 bildeten die Vietnamesen die größte Gruppe der in die DDR geholten Vertragsarbeiter. Sie arbeiteten vor allem in der Leichtindustrie. Zuletzt betrug ihre Zahl knapp 60.000. Längst wurden auch Arbeitskräfte ohne Facharbeiterabschluss beschäftigt und Deutsch wurde nur noch in einem Schnellkurs unterrichtet. Als fleißige und zuverlässige Arbeitskräfte waren die vietnamesischen Vertragsarbeiter unverzichtbar geworden.
Sie waren in den 80er Jahren zunehmend fremden- und ausländerfeindlichen Angriffen durch DDR-Bürger ausgesetzt. Dies wurde auch von der Stasi beobachtet und dokumentiert, aber nicht in der Öffentlichkeit thematisiert. Ausländerfeindlichkeit widersprach völlig dem offiziellen Menschenbild, das im Arbeiter-und-Bauern-Staates und in seinen Medien unermüdlich propagiert wurde. Nach außen durfte es keine Ausländerfeindlichkeit geben; inoffiziell wurden Neid und Missgunst beobachtet, die zunehmend in Hass und Androhung von Gewalt umschlugen. Gründe dafür lagen auch im Einkaufsverhalten der Vietnamesen, das mit der Mangelwirtschaft der DDR kollidierte.
Nur wenig später fiel die Mauer. Das Regierungsabkommen war hinfällig, die DDR-Wirtschaft brach zusammen und Tausende Vietnamesen standen vor der Entlassung. Ein Land war im Umbruch und vormalige „Freunde” wurden zu Fremden und Konkurrenten. „Völkerfreundschaft” und „Solidarität” erwiesen sich als hohle Phrasen, ein latent vorhandener Ausländerhass brach an einigen Orten noch deutlicher hervor.
Die Ausstellung kann bei der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg ausgeliehen werden.